Die Pfarrkirche und ehem. Pfarrei St. Anna Morbach wird 190 Jahre alt

Ein Beitrag von Berthold Staudt  
Geschichtlicher Überblick 

Die Geschichte der katholischen Kirche in Morbach reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Aber erst durch die Urkunde des Trierer Bischofs Joseph von Hommer vom 06. September 1834 wurde Morbach eigene Pfarrei. Zum 140. Jahrestag dieses Ereignisses, also vor 50 Jahren, hat die katholische Kirchengemeinde unter dem Titel „Geschichte der Pfarrei Sankt Anna Morbach/Hunsrück“ von Peter Kremer, eine Pfarrchronik herausgegeben. Die gesamte dort dargestellte Historie zu diesem Thema soll hier nicht wiederholt werden. Dennoch soll und muss die Geschichte der Kirche(n) und der Pfarrgemeinde zum 190igsten Geburtsjahr kurz beleuchtet werden. In dem allseits anerkannten Werk von Dr. Philipp de Lorenzi „Beiträge zur Ge-schichte sämtlicher Pfarreien der ‚Diöcese’ Trier“ von 1887, finden wir auch über die Pfarrei Morbach folgende Ausführungen: „Der Pfarrort gehörte 1282 zum Erzstift Trier, von welchem Graf Heinrich von Salm denselben als Lehen erhalten und am 19. Aug. des genannten Jahres an Nikolaus Vogt v. Hunolstein vergeben hatte. Im Jahre 1552 hat der „wilde“ Markgraf Albrecht v. Brandenburg, der Bundesgenosse Frankreichs gegen Kai-ser und Reich, bei seinem Einfall in das trierische Land mit einem großen Teil seiner Truppen zuerst in Morbach gelegen. Ob er auch da der Vorliebe für ein Feuerwerk nach vollbrachter Plünderung gefrönt habe, seinem schrecklichen Ausspruche gemäß, ein Krieg ohne Sengen und Brennen sei wie eine Vesper ohne Magnifikat, wissen wir nicht zu sagen. Morbach war bis in die neueste Zeit (Anmerkung: bis 1834) stets eine Filiale von Bischofsdhron. Schon 1347 kommt diese Benennung in der Verordnung des Erzbischof Cuno vor, durch welche ein alternierender Gottesdienst in Morbach u. andern Filialen von Bischofsdhron eingerichtet wurde. Dieses Verhältnis dauerte bis zum Jahr 1834 fort, in welchem am 6. Sept. die Erhebung v. Morbach zur Pfarrei stattfand. Als Einleitung zu dieser Erhebung kann es betrachtet werden, daß sich seit 1715 ein ständiger Geistlicher, welcher zugleich Schullehrer war, bei der dortigen Kapelle niedergelassen hat. Bei der Visitation v. 1569 wird als Patronin der Kapelle die Hl. Agatha genannt, 1669 die Hl. Anna u. Agatha, 1715 die Hl. Anna allein. So auch in der 1830 neu erbauten und 1834 benedicierten Kirche. Der Turm dieses unschönen Baues mußte 1880 durch einen neuen, in streng romanischem Stil gehaltenen ersetzt werden. In der Kirche verdienen 2 Chorfenster in gebranntem Glase u. 2 sehr alte Glocken von 1444 und 1484 u. eine gotische Monstranz von Silber be-sondere Erwähnung. Letztere ist ein Geschenk des Prümer Stiftsherrn Rapedius. Die Pfarrgemeinde beteiligte sich lebhaft an der 1856 in Bischofsdhron abgehal-tenen Mission und erhielt auch ihr Missionskreuz. Von dem in der Pfarrei herr-schenden frommen Sinne legen die Herz-Jesu u. Herz-Maria-Bruderschaften Zeugnis ab. Das Pfarrhaus, 1844 erbaut, ist gut, der Kirchhof rein katholisch. Die Kirchenfab-rik besitzt ein Ackerstück von 40 R. u. eine Wiese v. 37 R. Das Wittum besteht aus 6 Mn Äckern u. eben so viel Wiesen von geringem Wert. Die Pfarrei ist noch immer eine bischöfliche und entbehrt des Staatsgehaltes. Stattdessen entrichtet die Gemeinde 42 Scheff. Korn u. eben so viel Hafer, 25 Z. Stroh u. an bar 372 Mk.“ Soweit die Ausführungen bei Dr. Philipp de Lorenzi. Allerdings ist seit dieser Betrachtung vor 137 Jahren einiges geschehen. Daher soll nunmehr diese Schilderung ergänzt werden. 


Standort der ersten Kirche 

Morbach wurde am 04. April 1278 in einer Urkunde des Grafen Heinrich von Salm erstmals erwähnt. Darin erhält Vogt Nikolaus I. von Hunolstein den Ort als Lehen. Bereits nach 4 Jahren, also 1282 änderte der Graf die Verpfändung in einen Verkauf um, so dass Morbach in den Besitz der Vögte von Hunolstein kommt und somit dem Oberlehnsherrn, dem Erzbischof von Trier, zufällt. Im Rahmen der Verkaufsurkunde vom 19. August 1282 wird für Morbach bereits ein Filialkichlein erwähnt, das der heiligen Ada (Adula [Adela] von Pfalzel, Klostergründerin, Äbtissin in Pfalzel, geboren um 660 im Mosel-Maas-Raum, gestorben 24. Dezember um 734 in Pfalzel bei Trier) geweiht war. Diese Heilige war auch bei der Einrichtung eines wechselnden Sonntagsgottesdienstes im Jahre 1374 Patronin. Es kann angenommen werden, dass die Entstehung der Rodungssiedlung Mor-bach aus ersten Gehöften an der Stelle des heutigen Dorfzentrums zu suchen ist. Demnach kann der historische Standort der Kirche mit dem heutigen Stand-ort identisch sein. Die heute noch in und bei der St. Anna Kirche vorhandenen sehr alten Steinreli-efs und das Schlangen-Schmetterlings-Emblem an der Außenwand der Sakristei, welches im 18. Jahrhundert oft verwendet wurde, sprechen für den heutigen Standort der alten Kapelle. Nicht unerwähnt bleiben darf das Epitaph des Land-zenders Hans von Rascheit aus dem Jahre 1566, welches seinen Standort auch in der heutigen Kirche gefunden hat und vermutlich aus einer frühen Arbeit des kurtrierischen Staatsbildhauers Hans Ruprecht Hoffmann stammt. Ein Auszug aus dem Urkataster von 1829/30 zeigt in der schon skizzierten Grundfläche für die neue Kirche, den Standort der alten viel kleineren Kirche. Aus einem Visitationsbericht von 1809 wissen wir von der alten Kirche, dass es sich um eine kleine Kapelle handelte die nicht Raum genug hatte für die Gläubi-gen, trotz zweier Emporbühnen, einer über dem grottenähnlichen Eingang, der anderen über der Sakristei. 


Die neue Morbacher Kirche und Erhebung zur Pfarrei St. Anna 

Die Entwicklung des Dorfes Morbach als Filiale der Pfarrei Bischofsdhron erforderte einen eigenen Pfarrer, da zu Beginn des 19. Jahrhunderts immerhin über 135 Familien in Morbach wohnten. Der Fortschritt des Ortes zum heutigen modernen wirtschaftlichen, kulturellen, kirchlichen und verwaltungspolitischen Zentrum unter vielen umliegenden Dörfern zeigte sich an. Das alte Kirchlein musste durch ein größeres Gebäude ersetzt werden. Die Baumaßnahme wurde in den Jahren 1830/31 durchgeführt. Nach der Ein-weihung der neuen Kirche 1834 und der gleichzeitigen Erhebung von Morbach zur Pfarrei durch Bischof Joseph von Hommer, Trier, mit Urkunde vom 06. Sep-tember 1834, wurde im Jahre 1879 auch der neue Friedhof an der Bischofsdhroner Straße eingeweiht. Der alte Kirchhof um die Kirche als Begräbnisstätte konnte auslaufen, da er zu klein geworden war. Auf Bildern um 1900/1910 sind Teile des alten Kirchhofes noch zu sehen. Seit ihrem Bestehen hat die Pfarrkirche mehrere Um- und Anbauten, Erweite-rungen und sonstige Veränderungen erfahren. Insbesondere der Innenraum wurde mehrfach neugestaltet. De Lorenzi schreibt von einem „unschönen Bau“, was auf eine gewisse Stillosigkeit schließen lässt. Der ebenfalls ab 1830 erbaute „unförmige“ Westturm musste im Jahre 1881 abgetragen werden, da dieser wegen Mängel am Fundament und an der Konstruktion baufällig geworden war. Nach Plänen des Architekten Wirtz aus Trier wurde nach Sicherstellung der Finanzierung durch die Pfarrgemeinde, die Zivilgemeinde und Spendern, ab Mai 1883 mit dem Neubau des 16.000 Mark teuren Turmes unter Pfarrer Franz Becker begonnen. Neben einigen Reparaturen (u.a. Metallkorsett) im Laufe der Jahre wurde im Jahre 2011 mit einer Generalsanierung des sich wieder gering neigenden Turmes begonnen. Holzfäuleschäden am Dachstuhl des Turmes wurden beseitigt und eine Neueindeckung vorgenommen. Die Beseitigung weiterer Schäden am Mauerwerk zog sich bis ins Jahr 2012. Die Kosten für die Generalsanierung des Turmdaches von rund 300.000 € teilten sich das Bistum Trier, die Zivilgemeinde Morbach und die Kirchengemeinde. Der neue Kirchturmhahn mit Goldauflage wurde nach altem Brauchtum am 1. Oktober 2011 durch den Ort geführt. Einen neuen Innenanstrich und neue Bodenplatten erhielt die Kirche im Jahre 1899. Doch die ständig wachsende Kirchengemeinde erforderte eine Vergrößerung des Baues aus dem Jahre 1834. So wurde nach dem 1. Weltkrieg mit der Planung für einen Um- und Erweiterungsbau begonnen, dessen Ausführung (erst) 1934 umgesetzt wurde. Unter anderem wurde der alte Chorraum abgeris-sen und an seiner Stelle ein Querschiff mit neuem Chor gebaut. Der Altarraum sowie das angebaute Querschiff wurden neugestaltet. Am 26. Juli 1945 wurde die erweiterte Kirche durch Weihbischof Metzroth und Pfarrer Jakob Thull neu geweiht, wozu auch ein neuer Innenanstrich aufgebracht wurde. Bereits 1940 erfolgte eine größere Reparatur des Daches. Mit dem Um- und Erweiterungsbau wurde auch der Eingangsbereich aus der Mitte des Turmes entfernt und rechts und links daneben eingebaut. In den alten Eingang stellte im Jahre 1947 der Holzbildhauer Rudolf Höfle das Steinrelief des heiligen Georg als Drachentöter. Höfle gehörte damals zur Bildhauerei Mettler. 


Die Inneneinrichtung der Kirche

1886 beschloss die Pfarrgemeinde die Anschaffung einer neuen Orgel. Die Orgelbaufirma Bertram in Engers am Rhein erhielt den Auftrag. Am Pfingstfest des gleichen Jahres wurde die neue Orgel zum ersten Mal gespielt. Die Firma Christian Gerhardt aus Boppard baute diese im Jahre 1912 um. Es wurde eine elekt-ro-pneumatische Traktur erstellt, wobei eine Reduzierung von 18 auf 14 Regis-ter erfolgte. Eine Beschlagnahme der Orgelpfeifen wegen des Zinns im Jahre 1917 konnte abgewendet werden.

Zwischenzeitlich gab es mehrere Umbauten, Renovierungen und Inspektionen. So 1947 durch die Orgelbauanstalt Sebald in Trier sowie 1967 durch Orgelbaumeister Eduard Wagenbach aus Limburg, die teilweise auch hohe Kosten verur-sachten. Zuletzt erfolgte eine Generalüberholung mit Erneuerung des Prospek-tes unter Pfarrer Karl-Josef Albrech im Jahre 1988 durch die Firma Oehms in Trier zu Kosten in Höhe von rund 200.000 DM.

Nach der Erneuerung von 8 Fenstern im Jahre 1956 folgte 1958 ein neuer Au-ßenputz. In 1961 war nochmals ein Innenanstrich erforderlich wobei gleichzeitig die Taufkapelle erneuert und der Taufstein in die Mitte gestellt wurden. Die komplette Innenausstattung wurde in den Jahren 1936 bis 1952 überwiegend von der ehemaligen Morbacher Kunstschreinerei und Bildhauerei Mettler („Kir-chen Mettler“) geschaffen. Die Kunstwerkstatt befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft im schönen Fachwerkhaus am Unteren Markt. Zu den Werken gehören unter anderem die Kanzel, ein 7 m hohes Kreuz, verschiedene Kerzen-leuchter, Josefs- und Muttergottesaltar, Weihnachtskrippe, teilweise neue Kir-chenbänke und nicht zuletzt zwei neue Beichtstühle.

Ebenfalls im Jahre 1958 wurde die abstützende Kirchenmauer infolge Schäden entlang der Bahnhofstraße erneuert. Im Zuge dieser Maßnahme vereinbarten Kirchen- und Zivilgemeinde, aus verkehrstechnischen Gründen auch das Vorge-lände umzugestalten. Der alte Baumbestand wurde entfernt und eine niedrige-re Mauer etwa 1,20 m in Richtung Kirche verlegt, so dass vor der neuen Begren-zung ein Gehweg angelegt werden konnte.

Die Gestaltung bzw. Erneuerung des Hauptaltars erfolgte in den letzten 110 Jahren gleich dreimal. Der junge Kunstschreiner und Bildhauer Johann Mettler aus Morbach fertigte 1901 einen neuen Hochaltar mit Kreuzigungsgruppe, hl. Antonius von Padua und hl. Elisabeth, 2 Reliefs, die Opfer Isaaks und Melchise-dechs darstellend, die Evangelisten und Pelikan. Konsekriert wurde der Altar am 11. Juni 1901 durch Bischof Felix Korum. 1942 wurde dieser Altar durch ein überlebensgroßes Kruzifix ersetzt und der Altar an die Kirchengemeinde Züsch abgegeben. Im Rahmen der Gestaltung des Altarraumes nach den Bestimmun-gen des II. Vatikanischen Konzils durch Pfarrer Paul Weber, wurde am 28. Sep-tember 1975 durch Weihbischof Carl Schmidt ein neuer Altar in der Mitte des Chorraumes konsekriert. Dieser Altar wurde zu Ehren der heiligen Anna ge-weiht. Auch die Urkunde aus dem alten Altar wurde wieder beigefügt9.

Im Jahre 1991 beschloss der Verwaltungsrat die Innenrestaurierung der Pfarr-kirche, die sich über eine längere Zeit hinzog. Neben dem Einbau einer neuen Heizung fand das große Kreuz aus der Bildhauerwerkstatt Mettler mit der stei-nernen Tabernakelstele einen neuen Platz an der Stirnseite des rechten Quer-hausarmes vor dem großen Rundbogenfenster.

1990 hatte die Pfarrgemeinde auf Hinweis des Amtes für Kirche Denkmalpflege in Trier einen restaurierungsbedürftigen Neo-Renaissance-Altar aus Holz, der 1899 in Sigmaringen/Donau gebaut worden war, von einem Antiquitätenhänd-ler in Zemmer/Eifel erworben. Die Werkstätte für Holzbearbeitung C. Ames in Tholey wurde mit der Restaurierung beauftragt.

1999 wurden im Kircheninnern die Malerarbeiten durch die Fa. Schultze, Bernkastel, und die farbliche Ausmalung durch die Fa. Mrziglod-Leiss, Tholey, ausgeführt.


Die Glocken der St. Anna Kirche zu Morbach 

Das heutige Läutewerk besteht aus vier relativ neuen Glocken. Eingeweiht am 10. April 1949, läuteten am Ostersonntag, dem 17. April 1949, zur Freude der ganzen Pfarrgemeinde vier neue Glocken. Eine Johannesglocke, Ton ,,d“, Ge-wicht 1.710 kg, eine Michaelsglocke zum Andenken an die Gefallenen, Ton „e“, Gewicht 1.124 kg, eine Annaglocke, Ton „fis“, Gewicht 814 kg, und eine Mari-englocke, Ton „a“, Gewicht 477 kg, waren in der Glockengießerei Petit & Gebrü-der Edelbrock aus Gescher in Westfalen hergestellt worden. Folgende Inschrif-ten finden sich auf den neuen Glocken: 

Johannesglocke: 
Johannes mein Name ist — 
Ruf euch zu Jesu Christ. 

Michaelsglocke: 
St. Michael bin ich geweiht — 
Die Streiter zum Frieden geleit. 

Annaglocke: 
St. Anna, Patronin seit alten Tagen            
— 1444 — Hilf uns alle Mühsal tragen. 

Marienglocke: 
Maria ich geheißen bin — 1484 — 
Freudig des Herrn Dienerin. 

 

Die eingefügten Jahreszahlen 1444 St. Anna und 1484 Marienglocke, sollen die Erinnerung an die ersten Glocken wachhalten.

Das elektrische Läutewerk hierzu lieferte die Firma Herforder Elektrizitätswerke, Bokelmann und Kuhlo. Gleichzeitig konnte eine neue Turmuhr mit 4 Zifferblättern im neuen Glockenstuhl eingebaut werden. Eine eiserne Uhr mit hölzernem Gehäuse und zwei Zifferblättern wird bereits 1851 im Inventarverzeichnis er-wähnt.